SUDAN
- Massenmord, ethnische Säuberung und der Fall von El Fasher
Die Lage in El Fasher, Nord-Darfur, hat nach der Übernahme durch die Schnellen Eingreiftruppen (RSF) ein katastrophales Ausmaß erreicht.
Sudanesische Mediziner und Zeugen haben die RSF beschuldigt, Leichen zu verbrennen und in Massengräbern zu verscharren, um Beweise für das zu vertuschen, was sie als „Völkermord“ und ethnische Säuberung in den von ihnen eroberten Gebieten bezeichnen. Die RSF, die seit April 2023 gegen die sudanesische Armee um die Kontrolle über den Sudan kämpft, geht auf die überwiegend arabische, von der Regierung unterstützte Miliz „Janjaweed“ zurück, die vor zwei Jahrzehnten des Völkermords in Darfur beschuldigt wurde. Zwischen 2003 und 2008 wurden schätzungsweise 300.000 Menschen getötet und fast 2,7 Millionen Menschen durch ethnische Gewalt vertrieben.
Nach dem Fall von El Fasher sind Hunderte von Männern erschossen worden. Überlebende berichten von einem System, bei dem RSF-Kämpfer Geld verlangen, um Zivilisten vor Entführung oder sofortiger Tötung zu verschonen.
In einem Bericht von ACJPS beschreiben Zivilisten, die aus El Fasher nach Tawilla geflohen sind, eine 35 Kilometer lange Reise, die von schrecklichen Übergriffen geprägt war, darunter willkürliche Festnahmen und Übergriffe.
Experten warnen, dass es sich bei der Gewalt nicht um Kollateralschäden handelt, sondern um eine gezielte Kampagne gegen die Zivilbevölkerung, die an die Warnzeichen des früheren Völkermords in der Region erinnert.
https://www.acjps.org/publications/elfashir-to-tawilla-a-35-kilometer-journey-through-hell
https://islamische-zeitung.de/sudan-expertin-angriffe-auf-zivilisten/
https://www.dw.com/de/was-passiert-gerade-in-sudan-rsf-milizen-waffen-massaker-al-faschir/a-74598125
https://www.mena-watch.com/sudan-grauen-nach-der-eroberung-von-el-fasher/
- Sexuelle Gewalt und geschlechtsspezifische Übergriffe
Übergriffe auf Frauen und Mädchen werden von der RSF massiv als Kriegstaktik eingesetzt.
Es gibt zunehmend Berichte über sexualisierte Gewalt und Tötungen von Überlebenden in Al-Fashir. Frauen versuchen, „Räume der Fürsorge“ zu organisieren, um sich dagegen zu wehren. Amnesty International hat mit 28 Überlebenden gesprochen, die von Tötungen, Misshandlungen, Vergewaltigungen und sexualisierten Übergriffen berichten. Weibliche Überlebende gaben an, dass sie und einige ihrer Töchter sexualisierter Gewalt durch RSF-Kämpfer ausgesetzt waren.
Ein Artikel in Jungle.World die zentrale Rolle von Frauen im sudanesischen zivilen Widerstand. Frauen haben „Emergency Response Rooms“ (ERRs) – zivile Notfallzentren – gegründet. Die ERRs organisieren lebenswichtige Notfallhilfe (Lebensmittel, Medikamente, Wasser). Diese Arbeit wird als Fortsetzung der demokratischen Revolution verstanden und ist ein Akt des politischen Widerstands gegen die Kriegsparteien (RSF/SAF).
Amnesty International nutzt den Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, um auf diese besonderen Gräueltaten im Sudan hinzuweisen.
https://www.woz.ch/2545/krieg-im-sudan/schutzlos-ausgeliefert/!D040T61GAC1K
- Vertreibung, Hunger und humanitäre Krise
Das Ausmaß des menschlichen Leids hat historische Dimensionen erreicht.
Rund 50.000 Menschen sind tot, 13 Millionen sind auf der Flucht und 19 Millionen leiden Hunger im Sudan.
Etwa 80.000 Menschen fliehen aus El Fasher davon Zehntausende in Richtung Qarni und der Region Kordofan, obwohl die Angriffe der RSF auch in Süd-Kordofan eskalieren und die Vertriebenen so weiter gefährdet sind.
Der Zugang für humanitäre Hilfe ist extrem eingeschränkt.
https://www.amnesty.org/en/latest/news/2025/11/sudan-civilians-escalating-rsf-attacks-kordofan/
https://www.aljazeera.com/news/2025/11/6/where-are-tens-of-thousands-of-people-in-sudan-fleeing-to
https://www.proasyl.de/news/im-sudan-tobt-ein-globaler-krieg-und-keiner-schaut-hin/
- Waffenhandel und internationale Mitverantwortung
Ermittlungen zeigen, wie ausländische Organisationen den Krieg durch Waffen und Handel anheizen.
Der investigative Bericht von „Report Mainz“ zeigt, dass trotz des EU-Waffenembargos deutsche und europäische Rüstungsgüter im Sudankrieg auftauchen. Der Bericht spricht von einem Klimasystem von Webasto und mehrere Sturmgewehre der Marke Heckler & Koch, die auf Videos und Fotos zu sehen sind.
PAX berichtet, dass der Handel mit Gummi Arabicum (Akaziengummi) den Konflikt im Sudan aktiv mitfinanziert. Gummi Arabicum ist für viele Produkte (Softdrinks, Lebensmittel, Medikamente) unersetzlich. Die RSF profitieren vom Handel, indem sie Gebiete, Produktionsstätten und illegale Handelsrouten kontrollieren und die Herstellung plündern oder besteuern. Ein Teil des Gummis gelangt direkt oder indirekt über diese Milizen kontrollierten Routen in europäische Supermärkte.
https://www.tagesschau.de/investigativ/report-mainz/sudan-krieg-waffen-deutschland-100.html
https://paxforpeace.nl/publications/how-trade-in-gum-arabic-fuels-conflict-in-sudan/
- Diplomatische und politische Entwicklungen
Donald Trump hat erklärt, dass die USA neue Anstrengungen unternehmen werden, um den Krieg im Sudan zu beenden.
Nichtregierungsorganisationen wie Brot für die Welt fordern die EU auf, dem Sudan-Konflikt auf dem bevorstehenden EU-Afrika-Gipfel Priorität einzuräumen.
Angesichts der Rolle der Vereinigten Arabischen Emirate im Sudan-Krieg fordert die Menschenrechtsorganisation Amnesty International mehr Druck auf die deutsche Regierung. Es würden zwar Vereinbarungen getroffen, diese würden aber wenig bewirkten und es flössen weiterhin Waffen aus den Emiraten in den Sudan. Die deutsche Regierung müsse klarere Worte finden und mehr Engagement zeigen.
In einer Rede am 7. November 2025 betonte Bundesentwicklungsministerin Reem Alabali Radovan: „Europa und Deutschland sollten alles dafür tun, das Leid im Sudan zu lindern. Damit die Menschen eine Chance auf ein sicheres Leben bekommen.“
https://www.dw.com/en/sudan-could-international-pressure-bring-about-a-ceasefire/a-74927549
https://www.bmz.de/de/aktuelles/reden/aktuelle-stunde-sudan-275638
SÜDSUDAN
Untergrabung der Friedenstruppen und politische Instabilität
Der Südsudan steht zwar im Schatten des Krieges im Norden, hat aber auch eigene gravierende menschenrechtliche Herausforderungen in Bezug auf Staatsführung und Sicherheit zu bewältigen.
Die südsudanesische Regierung versucht aktiv, die UN-Friedenstruppen zu untergraben. Human Rights Watch fordert den UN-Sicherheitsrat auf, sich diesen Versuchen zu widersetzen, die die Fähigkeit der Friedenstruppen zum Schutz der Zivilbevölkerung einschränken.
Das Friedensabkommen des Landes wird als äußerst „brüchig“ beschrieben und steht vor einer kritischen Probezeit, in der eine Rückkehr zu einem größeren Konflikt befürchtet wird.
www.crisisgroup.org/africa/south-sudan/trial-south-sudans-frail-peace