UN-Resolution 1325: Warum Frauen in Konflikten auch nach 25 Jahren nicht sicher sind

Am 31. Oktober 2025 jährt sich die Verabschiedung der UN-Resolution 1325 zum 25. Mal. Sie war ein historischer Durchbruch, der die entscheidende Rolle von Frauen für nachhaltigen Frieden anerkannte. Doch ein Vierteljahrhundert später zeigt die brutale Realität in vielen Konfliktregionen, dass der Weg zu echter Gleichberechtigung und Sicherheit noch weit ist. 

Berichte aus dem Sudan dokumentieren, wie sexualisierte Gewalt systematisch als Kriegswaffe eingesetzt wird, um Gemeinschaften zu zerstören. Und in der Ukraine häufen sich Berichte über Vergewaltigungen durch Angehörige der russischen Armee, wie Zahlen des Büros des Hochkommissars für Menschenrechte (OHCHR) zeigen. 

Am 31. Oktober 2025 jährt sich die Verabschiedung der UN-Resolution 1325 zum 25. Mal – ein Jubiläum, das den Schutz von Frauen in Konflikten in den Mittelpunkt rücken soll. Doch die Realität in vielen Krisenherden der Welt wie im Sudan zeichnet ein anderes Bild. 

Wie steht es um die Umsetzung der der Resolution 1325 tatsächlich? Warum ist es auch nach einem Vierteljahrhundert noch so schwer, ihr Versprechen auf Schutz und Teilhabe für Frauen in die Tat umzusetzen?

Was ist die UN-Resolution 1325?  

Die Resolution 1325 ist der erste Beschluss des UN-Sicherheitsrats, der die besondere Rolle und die Schutzbedürftigkeit von Frauen in bewaffneten Konflikten in den Mittelpunkt stellt. 

Sie war eine direkte Antwort auf die zahlreichen Kriege der 1990er Jahre: Innerstaatliche Konflikte nahmen zu, und sexualisierte Gewalt wurde gezielt und systematisch als Kriegswaffe eingesetzt. Dazu gehörten auch die schrecklichen Gräueltaten in den Kriegen in Ruanda und Bosnien.

Nach intensiver Vorarbeit von Frauenrechts-NGOs und UN-Organisationen wurde die Resolution 1325 am 31. Oktober 2000 einstimmig verabschiedet. Sie bildet seither das Fundament der Agenda „Frauen, Frieden und Sicherheit“ (WPS). 

Diese Agenda umfasst eine Reihe von UN-Resolutionen und politischen Rahmenbedingungen, die helfen sollen, die Perspektiven von Frauen in die Friedens- und Sicherheitspolitik zu integrieren. 

Eine wichtige Ergänzung war die Resolution 1820 aus dem Jahr 2008: Sie betrachtete sexualisierte Gewalt nicht mehr nur als Nebeneffekt von Kriegen. Stattdessen benannte sie sexualisierte Gewalt erstmals ausdrücklich als gezielte Kriegsstrategie. 

Was sind die Kerninhalte der Resolution? Die „3 P’s“

Die Resolution 1325 verpflichtet alle UN-Mitgliedsstaaten zu drei zentralen Prinzipien, den sogenannten „3 P’s“, um die Rechte von Frauen weltweit zu stärken:

  • Partizipation (Teilhabe): Frauen müssen gleichberechtigt und aktiv an allen Entscheidungen zur Konfliktlösung und Friedenssicherung beteiligt werden – von Friedensverhandlungen bis hin zu politischen Wiederaufbauprozessen.
  • Protektion (Schutz): Frauen und Mädchen müssen in Konflikten und auf der Flucht gezielt vor geschlechtsspezifischer und sexualisierter Gewalt geschützt werden. Dies schließt die Berücksichtigung ihrer besonderen Bedürfnisse in Flüchtlingslagern ein.
  • Prävention (Vorbeugung): Gewalt gegen Frauen muss aktiv vorgebeugt werden. Das bedeutet, Frauenrechte zu stärken, Straflosigkeit für Täter zu beenden und eine Kultur des Friedens zu fördern.

Wie wird die Resolution umgesetzt? Herausforderungen und Instrumente

Ein zentrales Problem der Resolution 1325 ist die fehlende direkte rechtliche Durchsetzbarkeit. Wenn Staaten sie nicht beachten, gibt es keine automatischen Sanktionen: Die Umsetzung hängt also vom politischen Willen der einzelnen Staaten ab. Zwei wichtige Instrumente sollen den Fortschritt jedoch sichern:

  • Berichte an die UN: Staaten, die die UN-Frauenrechtskonvention (CEDAW) ratifiziert haben, müssen alle vier Jahre über deren Umsetzung berichten, was auch die Ziele der Resolution 1325 umfasst. Die UN-Frauenrechtskonvention das wichtigste internationale Abkommen zur umfassenden Verwirklichung der Frauenrechte
  • Nationale Aktionspläne (NAPs): Seit 2005 werden die Staaten aufgefordert, eigene sogenannte Nationale Aktionspläne zu entwickeln. In diesen Plänen legen die Regierungen konkret fest, mit welchen Maßnahmen sie die Ziele der Resolution in ihrem Land erreichen wollen. Bis heute haben 112 Staaten solche Pläne vorgelegt. Die Ernsthaftigkeit der Umsetzung ist jedoch oft fraglich, da nur etwa ein Drittel dieser Pläne über ein festes Budget verfügt und viele bereits ausgelaufen sind.

Visualisierung: Frauen, Frieden, Sicherheit – Wo steht die Welt bei der Umsetzung?

Die globale Umsetzung der UN-Resolution 1325 „Frauen, Frieden und Sicherheit“: Die Karte visualisiert, welche Länder über einen aktiven, einen abgelaufenen oder noch gar keinen Nationalen Aktionsplan (NAP) verfügen. Nationale Aktionspläne legen fest, wie ein Land die UN-Resolution 1325 umsetzt. (Stand: 2023)

Die Lage heute: Fortschritt und ernüchternde Realität

Trotz der Resolution bleibt die Situation für Frauen in vielen Konfliktregionen alarmierend. Sexualisierte Gewalt ist weiterhin eine grausame Realität.

Beispiel Sudan – sexualisierte Gewalt als Kriegswaffe

Seit Beginn des Bürgerkriegs im Sudan setzen die paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) systematisch Vergewaltigungen, Gruppenvergewaltigungen und sexualisierte Versklavung als Kriegswaffe ein. Der Amnesty-Bericht „They raped all of us: Sexual violence against women and girls in Sudan“ dokumentiert unvorstellbare Grausamkeiten. Frauen werden vor den Augen ihrer Familien vergewaltigt, Babys werden Müttern beim Stillen entrissen, und Mädchen werden als Sexsklavinnen gehalten. 

Unterrepräsentation von Frauen weltweit

Auch die Teilhabe von Frauen an Friedens- und Sicherheitsprozessen bleibt erschreckend gering. Im Oktober 2024 war keine einzige der acht UN-Friedensmissionen unter weiblicher Führung. Frauen stellten nur 8,6 Prozent des Militärpersonals in Friedensoperationen und nur 9,6 Prozent der Verhandlungsführer in Friedensprozessen. Auch in der globalen Politik sind die Zahlen ernüchternd: Nur in 27 Ländern weltweit regierte 2024 eine Frau. 

Die Situation in Deutschland

In Deutschland ist der dritte Nationale Aktionsplan (2021–2024) gerade ausgelaufen, ein Umsetzungsbericht steht noch aus. Unter der vorherigen Regierung wurden zwar Leitlinien für eine feministische Außenpolitik eingeführt. Doch der aktuelle Koalitionsvertrag, enthält kein klares Bekenntnis mehr dazu. Immerhin wird die konsequente Umsetzung der Resolution 1325 im Vertrag bekräftigt.

Fazit: Ein wichtiger Appell, aber kein Grund zum Feiern

Die Resolution 1325 hat das Bewusstsein für die Rolle von Frauen im Kontext von Frieden und Sicherheit fundamental verändert. Sie ist ein unverzichtbares Instrument für alle, die sich für Frauenrechte einsetzen. Die Realität zeigt jedoch, dass die Umsetzung dramatisch hinter den Zielen zurückbleibt. Frauen und Mädchen sind weiterhin massivster Gewalt ausgesetzt und von entscheidenden Prozessen ausgeschlossen.

Ein besonders bitteres Paradox: Friedensaktivistinnen aus Konfliktländern wie dem Sudan oder Afghanistan können oft nicht an wichtigen UN-Sitzungen in New York teilnehmen, weil sie kein Visum erhalten. Ihre Stimmen fehlen dort, wo sie am dringendsten gebraucht werden.

Nach 25 Jahren ist die Resolution daher aktueller und dringlicher denn je. Sie ist kein Grund zum Feiern, sondern ein beständiger, lauter Appell: Nachhaltiger Frieden kann nur erreicht werden, wenn Frauen gleichberechtigt daran mitwirken.