SUDAN
- Gewalt gegen Zivilbevölkerung und Kriegsverbrechen
Der Sudan- und Südsudan-Konflikt ist von einer extremen Gewalt gegen die Zivilbevölkerung geprägt. Insbesondere im Westen Sudans (z.B. Darfur, Kordofan) berichten unabhängige Quellen und der Internationale Strafgerichtshof (ICC) über systematische Massaker, Vertreibungen und gezielte Angriffe durch Milizen wie die Rapid Support Forces (RSF). Der ICC spricht von „begründeten Anhaltspunkten“ für Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. In Nord-Kordofan sollen laut Menschenrechtsgruppen rund 300 Menschen getötet worden sein, während zahlreiche weitere Dörfer attackiert und in Teilen ausgelöscht wurden.
Amnesty International ruft in einer Petition zum Waffenembargo auf. Betont wird die Ethnische Gewalt, Kriegsverbrechen, die wachsende Vertriebenenkrise und Hungersnot, sowie ausufernde geschlechtsspezifische Gewalt.
Quellen:
- War crimes in Darfur, ICC believes – BBC
- RSF kills about 300 people in North Kordofan – Al Jazeera
- RSF überfällt Dörfer – taz.de
- Destruction and violence in Sudan – Amnesty
- Human Rights Newsletter Juni – ACJPS
- Violence in Sudan capital – Dabanga
- Flucht, Vertreibung und Migration
Der Krieg hat über 10 Millionen Menschen in Sudan zu Binnenvertriebenen und 4 Millionen Menschen zu Flüchtlingen gemacht. Viele landen in improvisierten Camps unter katastrophalen Bedingungen. Die Camps selbst sind ebenfalls vor Angriffen nicht sicher wie der Angriff auf das größte Lager im Sudan mit mehr als 700.000 Einwohnern am 11. April 2025 zeigte. El Fasher in der Nähe des Lagers, ist erneut im Belagerungszustand, wodurch dort wieder jeden Tag Menschen vertrieben werden. Zugleich verschärft sich die Lage auf internationalen Fluchtrouten: In Libyen etwa werden sudanesische Migrant*innen zunehmend kriminalisiert, abgeschoben oder ausgebeutet – ein „Geschäft“ mit Geflüchteten ist Alltag. Persönliche Berichte zeigen die Tragödien und Traumata, die Angriffe auf Lager und Fluchtbewegungen verursachen. UNHCR und die UN warnen, dass die regionalen Auswirkungen – besonders in Nachbarländern – zu neuen Spannungen und Versorgungskrisen führen.
Quellen:
- Thousands flee fighting West Kordofan – Sudan Tribune
- Libya deports 700 Sudanese migrants – AP
- Libyens Geschäft mit den Flüchtlingen – mena-watch
- Libyen: Das Geschäft mit Flüchtlingen – woxx
- Erfahrungsbericht: Lagerangriff – The New Humanitarian
- UN: Impact beyond border – Radio Tamazuj
- Wer versorgt Sudan-Flüchtlinge? – YouTube
- Urgent support needed as over 1.3 million war-displaced Sudanese begin to return home – UNHCR
- Child in arms, luggage on my head, I fled Sudan camp for safety – BBC
- North Darfur: Deep concern over the continued violation of the rights of civilians in El Fasher – acjps
- Hunger, medizinische Not und Hilfsbedarf
Die humanitäre Lage im Sudan und den Nachbarregionen spitzt sich drastisch zu. Rund 4 Millionen Geflüchtete sind von Hunger und Unterernährung bedroht, weil internationale Hilfsprogramme zunehmend zurückgefahren oder ganz eingestellt werden müssen. Begleitend zum Krieg kollabiert das Gesundheitssystem, Infektionskrankheiten wie Cholera (über 2000 Cholera Todesfälle seit Juli 2024) breiten sich unkontrolliert aus. In manchen Camps versuchen lokale Organisationen und Gemeinschaftsküchen, das Überleben der Vertriebenen zu sichern. Amnesty International und OCHA warnen: Lebensrettende Hilfen müssen trotz Kampfhandlungen und Überschwemmungen dringend zu den Menschen gelangen.
Quellen:
- Escalating hunger and malnutrition – WFP
- Cholera outbreak & health system collapse – Dabanga
- Community kitchens as survival – The New Humanitarian
- Life-saving aid between rains and conflict – Amnesty
- Frauenrechte und sexualisierte Gewalt
Sexualisierte und geschlechtsspezifische Gewalt nimmt in Sudan stark zu – sowohl im Rahmen militärischer Angriffe als auch im Alltagsleben Geflüchteter. Frauen- und Menschenrechtsorganisationen dokumentieren zahlreiche Vergewaltigungen, Entführungen, Zwangsehen und Misshandlungen. Zunehmend betrifft dies auch Mädchen, die als besonders schutzlos gelten. Zwischen Januar 2024 und März 2025 hat die medizinische Hilfsorganisation Médecins Sans Frontières angegeben, dass sie allein im Bundesstaat Süd-Darfur 659 Überlebende sexueller Gewalt versorgt hat. 94 % der Fälle waren Frauen und Mädchen, 15 % waren zwischen 5 und 14 Jahre alt. Die UN und NGOs fordern dringend mehr Unterstützung für lokale Hilfsgruppen, da sowohl physische als auch digitale Gewalt gegen Frauen zunimmt. Die Berichte zeigen zudem eine breite Straflosigkeit für die Täter.
Quellen:
- Violence against women rises – The New Humanitarian
- Int’l Day to End Sexual Violence – Dabanga
- Digital war and violence against women – Dabanga
- UN troubled by humanitarian disaster – Radio Tamazuj
- Kinderrechte und Bildung
Der Krieg zerstört nicht nur Leben, sondern auch Zukunftsperspektiven. Laut UNICEF-Zahlen vom März 2025 haben im Sudan etwa 17 Millionen Kinder seit zwei Jahren keine Schule mehr besucht. Die Organisation sagt, dass etwa 90 Prozent der Kinder im schulpflichtigen Alter, also fast 19 Millionen, keine formale Bildung bekommen. Allein im Jahr 2023 haben eine Million Kinder die Schule abgebrochen. Schulen werden zerstört, Lehrpersonal flieht, Online-Unterricht ist unmöglich – eine ganze Generation droht verloren zu gehen. Die langfristigen Folgen für Gesellschaft und Entwicklung werden gravierend sein.
Quellen:
- Wirtschaftliche Ausbeutung und Ressourcen
Der Krieg wird nicht zuletzt durch die Kontrolle und Ausbeutung Sudans Rohstoffe – insbesondere Gold – finanziert. Rivalisierende Gruppen wie die RSF und Armee nutzen den Zugang zu lukrativen Bodenschätzen zur Selbstbereicherung und Finanzierung weiterer Gewalt. Zuletzt wurde trotz des Konfliktes eine Rekordmenge Gold exportiert.
Quellen:
- Sudans lukratives Kriegsmetall – mena-watch
- Sudan gold production jumps to 64 tonnes despite ongoing conflict – Sudan Tribune
- Politische Entwicklungen und Sanktionen
Die EU hat im Juli 2025 zwei sudanesische Militärkommandeure und zwei Unternehmen wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen sanktioniert. Die sudanesische Armee eroberte im Juli 2025 zwei Gebiete in Nord-Kordofan von der RSF zurück. Die USA starteten im Juli 2025 neue diplomatische Anstrengungen zur Beilegung des Sudan-Konflikts.
Die RSF rief im Juli eine Parallelregierung aus – die Gründungscharta wurde bereits im April unterzeichnet. Die Bildung der Parallelregierung stieß auf internationalen Widerstand. Die Vereinten Nationen, die Vereinigten Staaten und die Afrikanische Union warnten, dass dieser Schritt zur Teilung des Landes führen könnte.
Quellen:
- EU sanctions Sudanese commanders – Dabanga
- Army reclaims areas from RSF – Sudan Tribune
- Trump admin revives peace push – Dabanga
- RSF-Miliz im Sudan ruft Parallelregierung aus – ZDFheute
- RSF paramilitary-led coalition forms parallel government in war-torn Sudan – aljazeera
- Sudan parallel authority names former official as prime minister – Sudan Tribune
- Why Sudan’s RSF chose this parallel government ahead of peace talks – aljazeera
- Sudan’s government rejects RSF-led parallel authority – Sudan Tribune
- Weitere Analysen, Hintergrund, Gesellschaft
Weitere interessante Artikel beinhalten eine Übersicht über die Menschenrechtssituation und den Kriegsverlauf im Sudan von April bis Juni, sowie vertiefte Informationen über die Ziele der RSF und die Situation der Zivilbevölkerung im Sudan.
Quellen:
- What Does Sudan’s RSF Want? – Crisis Group
- Timeline April-June 2025 – Dabanga
- Menschenrechtsbericht April-Juni – ACJPS
- Schutz der Zivilbevölkerung – SWP
- One Hundred Years of Agriculture and Resilience – acjps
SOUTH SUDAN
- Politische Instabilität
Im Juli 2025 hat Präsident Salva Kiir den Armeechef entlassen, was auf Machtkämpfe und Unsicherheit im Militär hindeutet. Das Land ist politisch labil; zum 14. Unabhängigkeitstag fanden keine offiziellen Feiern statt – ein Zeichen tiefgreifender politischer und gesellschaftlicher Krise.
Quellen:
Kiir sacks army chief – Radio Tamazuj
No official celebrations as South Sudan marks 14 years – Radio Tamazuj
- Gewalt gegen Zivilisten
Die Gewalt in Südsudan hat zugenommen: Berichte dokumentieren zahlreiche Angriffe, Tötungen und Vertreibungen von Zivilisten in verschiedenen Landesteilen. Der Bericht der Mission der Vereinten Nationen im Südsudan (UNMISS) dokumentiert 1.607 Opfer im ersten Quartal dieses Jahres, die höchste Zahl in einem Dreimonatszeitraum seit 2020.
Quellen:
Violence against civilians surges amidst escalating conflict – Radio Tamazuj
- Hungerkrise & humanitäre Not
Südsudan steht vor einer schweren Hungersnot. Wegen anhaltender Konflikte und erschwerter Versorgung wirft das Welternährungsprogramm (WFP) Lebensmittel per Flugzeug ab, um eine Katastrophe abzuwenden. Mehr als vier Monate lang hatte das Welternährungsprogramm keinen Zugang zu den schwer erreichbaren Landesteilen Nasir und Ulang. Nun konnten dort endlich wieder dringend benötigte Lebensmittellieferungen abgeworfen werden, um über 40.000 Menschen zu versorgen. Die Bewohner dieser abgelegenen Bezirke sind komplett auf Lufttransporte angewiesen, weil andere Versorgungswege aufgrund der anhaltenden Unsicherheit blockiert sind. In Upper Nile leiden derzeit über eine Million Menschen unter akutem Hunger. Davon befinden sich mehr als 32.000 Menschen in der schwersten Katastrophenstufe der Ernährungsunsicherheit (IPC-Stufe 5), eine Zahl, die sich seit Ausbruch der Kämpfe im März versechsfacht beziehungsweise mehr als verdreifacht hat.
Quellen:
WFP wirft Nahrungsmittel aus der Luft ab – WFP
- Gewalt gegen Frauen und Mädchen
Frauen und Mädchen sind in Südsudan weiterhin ständiger Gewalt, sexualisierten Übergriffen, Entführungen, Misshandlungen und Zwangsehen ausgesetzt. Human Rights Watch dokumentiert tägliche Bedrohung, Gruppenvergewaltigungen und weitgehende Straflosigkeit.
Quellen:
Angriffe auf Mädchen im Südsudan – HRW
Girls, Women Under Constant Threat in South Sudan – HRW
- Migration & Deportation
Südsudans Regierung verteidigt die Aufnahme von aus den USA abgeschobenen Staatsangehörigen. Die Maßnahme verdeutlicht die schwierige Situation für Geflüchtete und die Belastung für Südsudan als Aufnahmeland. Nur eine der acht Personen kommt aus dem Südsudan, die anderen sind Staatsangehörige von Myanmar, Kuba, Vietnam, Laos und Mexiko. Laut US-Behörden haben sich die meisten ihrer Heimatländer geweigert, sie aufzunehmen.
Quellen:
South Sudan defends receiving deportees from U.S. – Radio Tamazuj