Tansania: Gewaltsame Vertreibung der Maasai in Loliondo

Aktion Massai Tansania

“LAND IST ALLES FÜR UNS. UNSERE KULTUR, UNSERE
IDENTITÄT, UNSERE LEBENSGRUNDLAGE. WIR HABEN
ALLES VERLOREN.”

– 69-jährige Massai-Frau aus Ololosokwan im Distrikt Loliondo, Tansania

BITTE UNTERSTÜTZEN SIE DIE INDIGENEN MASSAI IN TANSANIA, UM DIE ZWANGSUMSIEDLUNG VON IHREM LAND ZU VERHINDERN!

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Tansanische Sicherheitskräfte haben am 10. Juni 2022 brutale Gewalt gegen Massai im Distrikt Loliondo angewandt, wobei es zum Teil zu schweren Verletzungen und willkürlichen Verhaftungen kam. Die indigene Bevölkerung demonstrierte gegen Regierungspläne, nach denen über 70.000 Mitglieder ihrer Gemeinschaft von ihrem angestammten Land vertrieben werden sollen. Zahlreiche ihrer Häuser wurden zerstört, und der Zugang zu ihren Viehweiden wurde ihnen verwehrt. Viele Massai flüchteten zu Verwandten, in die Wälder oder nach Kenia.

Die halbnomadischen Massai sollen sich nach den Plänen der Regierung in einer 600 km entfernten Region niederlassen, wo sie ihr traditionelles Leben nicht fortführen könnten.

Die Zwangsräumungen sind Teil eines Landrechtskonflikts zwischen der indigenen Massai-Bevölkerung und dem tansanischen Staat, der ihr seit Generationen genutztes Land in Loliondo nicht anerkennt. Die Regierung hat dort 1.500 km2 als „Wildschutzgebiet“ deklariert. Dafür sollen die sich in diesem Gebiet befindlichen Massai-Siedlungen aufgelöst und der Zugang zu ihren Viehweiden verhindert werden, um Platz zu schaffen für Safaritourismus und Trophäenjagd. Dabei sind die Massai beim Natur- und Wildschutz besonders erfolgreich. Denn ihre Lebensweise ist darauf ausgerichtet, die Biodiversität zu bewahren.

Um den Druck auf die Massai zu erhöhen, wurde u. a. auch der Zugang zu Schulen und zur Gesundheitsversorgung massiv eingeschränkt.
Entgegen der UN-Erklärung über die Rechte indigener Völker wurden die Massai weder konsultiert noch haben sie ihre freie, vorherige und informierte Zustimmung zur Aufgabe ihres Territoriums erteilt. Auch eine Entschädigung wurde nicht gewährt.

Am 11. Mai 2023 schrieb Amnesty International an den Premierminister von Tansania, an alle zuständigen Minister sowie an den kenianischen Kabinettssekretär für Inneres und nationale Verwaltung, um ihnen eine Zusammenfassung über die begangenen Menschenrechtsverletzungen durch die Sicherheitskräfte zu übermitteln. Amnesty International forderte Stellungnahmen zu den Ereignissen, erhielt jedoch bisher keine Antwort.

Amnesty International kritisierte die rechtswidrige Zwangsräumung in Loliondo, die sowohl in ihrem Ausmaß als auch in ihrer Brutalität schockierend sei. Sie appellierte an die Behörden, die laufende Demarkations- und Sicherheitsoperation in Loliondo zu stoppen und echte Konsultationen mit der Massai-Gemeinschaft zu beginnen.

„Die tansanischen Behörden müssen dringend die Rechte der Massai auf ihr angestammtes
Land, ihre Territorien und ihre natürlichen Ressourcen anerkennen und erfüllen.“

– Tigere Chagutah, Regionaldirektorin für Ost- und Südafrika, Amnesty International

Weitere Informationen können dem Amnesty-Report von Juni 2023 entnommen werden:
https://www.amnesty.org/en/latest/news/2023/06/tanzanian-authorities-brutally-violated-maasai-amid-forced-evictions/