Allgemeine Informationen
Darfur:
Der Konflikt in Darfur (Region im Sudan, bestehend aus den drei sudanesischen Bundesländern Al-Fashir, Geneima, Nyala) ist seit 2003 eine bewaffnete Auseinandersetzung zwischen unterschiedlichen Volksgruppen und der sudanesischen Regierung in Khartum (Hauptstadt Sudan). Die Rebellenbewegung fordert mehr Mitbestimmungsrechte im Staat und Entwicklungsförderung in der Region. Die Regierung antwortete auf die Forderungen mit militärischen Aktionen und unterstützte die Rebellen Dschandschawid (arabische Reiter-Normaden). Der Regierung und der lokalen Miliz Dschandschawid werden schwere Menschenrechtsverletzungen wie die Zerstörung lokaler Dörfer, Massaker und Vergewaltigungen vorgeworfen.
Seit dem 31.07.2007 ist die African Union-United Nation Hybrid Mission in Dafur (UNAMID) im Einsatz. Die Aufgabe der UNAMID liegt vorrangig im Schutz der Zivilbevölkerung und als Hilfe zur Konfliktlösung zwischen Regierung und bewaffneten Rebellen. 2017 wurde vom UN- Sicherheitsrad der Rückzug der UNAMID aus Darfur in zwei Phasen beschlossen. Der Beschluss beruhte auf Aussagen der sudanesischen Regierung, wonach der Darfur-Konflikt als beendet galt. Demnach forderte die sudanesische Regierung den kompletten Abzug von UNAMID.
2016 wurde ein Waffenstillstand zwischen Regierung und einigen bewaffneten Rebellengruppen beschlossen, dieser wurde teils bis Anfang 2017 eingehalten, danach folgten vermehrte Auseinandersetzungen. Am 11.06.2018 wurde das Mandat für die UNAMID für ein Jahr verlängert und erhielt die Freigabe den Rückzug nach eigenem Ermessen zu beschließen.
Blue Nile und Südkordofan:
Seit Februar 2018 finden keine Verhandlungen zum Friedensprozess in beiden Regionen statt. Unilaterale Waffenstillstände werden nicht eingehalten, besonders betroffen sind die Nuba Berge in Südkordofan. Die Region, wie auch anderen Gebieten, die von der Sudan People Liberation Movement (SPLM) kontrolliert werden, besteht eine schlechte humanitäre Lage. Seit 2011 gibt es keinen Zugang zu den Regionen für humanitäre Organisationen.
Jebel Marra:
Jebel Marra ist ein 3042 m hoher Vulkan und der höchste Berg des Landes. Er gilt als Rückzugsort für Rebellen und als Zufluchtsort für Kriegsvertriebene. Er liegt zwischen der Stadt al-Fashir und der Grenze zum Tschad. Zwischen März und Mai 2018 wurden Dörfer im Südost Jebel Marra, die von der Sudan Liberation Army Al- Waahid (SLA-AW) beherrscht werden, von Regierungstruppen und Alliierte wie der Rappid Support Forces (RSF) angegriffen. Seit Juli 2017 herrscht in der Region um Jebel Marra und Nord-Dafur totale Straflosigkeit. Es kommt zu ungesetzlichen Tötungen, Entführungen, sexueller Gewalt, Plünderungen und willkürlichen Inhaftierungen. Hierfür wird vor allem die RSF verantwortliche gemacht.
Folgen und aktuelle Lage der Flüchtlinge:
Momentan sollen zwischen 12.000 – 20.000 Menschen durch die Kämpfe vertrieben worden sein und leben ohne humanitäre Hilfe in Höhlen in den Bergen von Jebel Marra. In Dafur leben circa 1,6 Millionen Vertriebene in 60 Internally Displaced People-Camps (IDP-Camps).
Die Camps sind Ziel von Angriffen der RSF-Soldaten, bei denen immer wieder Tote und Verletzte zu beklagen sind.
Die bisherigen Friedensabkommen für Darfur sehen bis jetzt vor, dass die Vertriebenen und Flüchtlinge freiwillig (je nach Sicherheitslage) in ihre Regionen/ Dörfer/ Häuser zurückkehren können. In den letzten Monaten kam es wiederholt zu schweren Gewalttaten an den Rückkehrenden durch die neuen Eigentümer in den Dörfern.
Des Weiteren kam es zu Plünderungen und Zerstörungen in Dörfern in Darfur. Es herrscht ein Mangel an Versorgung, Infrastruktur und Sicherheit in den erwähnten Regionen. Besonders betroffen sind Flüchtende aus dem Tschad, da ab März 20.000 Menschen in ihre Heimatdörfer in Nord-Darfur zurückkehren sollten. 250 Familien konnten nicht zurückkehren und mussten in IDP-Camps untergebracht werden. In Ost-Darfur wurden 400 Flüchtlinge bei ihrer Ankunft in ihren Dörfern von den neuen Besitzern vertrieben. Der Konflikt zwischen den Rückkehrenden und den neuen Besitzern könnte den Frieden in Darfur gefährden. Momentan wird geschätzt, dass 1,5 Millionen Vertriebene nicht in ihre Heimatdörfer zurückkehren können.
Forderungen von Amnesty International:
- Schutz und Unterstützung der IDP`s
- Untersuchung der Menschenrechtsverletzungen
- uneingeschränkte und sicherer Zugang zu humanitärer Hilfe für IDP`s
- sichere Rückkehr der Flüchtlinge in ihre Heimatdörfer
- UN-Sicherheitsrat soll das Mandat für UNAMID ausweiten